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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper II
 
 
 
 
 

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Konditionen des posthumanen Körpers zu erkunden, ist ein Verfahren, das einem seit den späten 1990er Jahren auffallend häufig in der Kunst begegnet. Entsprechende Anregungen liefern mittlerweile längst nicht mehr allein Science Fiction-Phantasien, die – wie der Kultfilm »Tron« [2] – den Eintritt des Menschen in den Cyberspace imaginieren, sondern auch die Entwicklungen in den Informations- und Biowissenschaften. Metrische und bildgebende Verfahren kommen hier mit solchen der Medizin zusammen, wie etwa im »Visible Human Project«: Einem anatomischen Computermodell des menschlichen Körpers, dessen Datensätze auf den in mikroskopisch kleine Scheibchen zerschnittenen Leichnam eines Exekutierten zurückgehen. [3] Dass dies den »Visible Human« nicht nur mit zahlreichen anatomischen Präparaten der Medizingeschichte, sondern mittelbar auch mit der Hauptfigur aus Mary Shelleys »Frankenstein« verbindet, die freilich aus verschiedenen Leichenteilen zusammengesetzt werden muss, welche die Zuträger des ehrgeizigen Wissenschaftlers aus den Gräbern Gehenkter besorgen, ist weniger ein absurder Zufall als ein sprechendes

 

Detail: Der Ethos, die Würde des Menschen auch nach seinem Tode nicht anzutasten, wird in ein Angebot an arme Sünder transformiert, wenigstens auf diesem Wege einmal dem Wohle der Menschheit zu dienen. Da dem Körperspender des »Visible Human« diese Offerte jedoch noch zu Lebzeiten gemacht wurde und er in den Handel eingewilligt hat, erlangt er im ›virtuellen Raum‹ – wenigstens virtuell – zur Ganzheit seiner Kontur zurück. Den aus disparaten Quellen zusammengesetzten Körper von Frankensteins Kreatur hingegen weisen die Narben der grob geflickten Schnittstellen als Monster aus.

Nun sind es nicht zuletzt die gewandelten technologischen Verfahren, die es ermöglichen, die Schnitte der Partikularisierung unsichtbar zu machen. Zeitgenössische Cyborg_Configurationen zeichnen sich deshalb dadurch aus, dass sie beide Aspekte in sich vereinen: Einerseits die Teilbarkeit des Körpers in kleinste Einheiten, die seiner Informatisierung und Kartografierung zu verdanken sind, und andererseits seine Zusammensetzung zu einer funktionalen Einheit, die – mindestens auf der Ebene der Simulation – derjenigen des menschlichen Organismus entsprechen

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