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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper I
 
 
 
 
 

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steht Frankensteins Monster, das von seinen Körpermassen her ›echte‹ Männer in den Schatten stellen mag. Als tumber Tropf, der kleine Mädchen als Blumen behandelt und gegenüber der Frau seines Schöpfers bestenfalls ein unbeholfenes Begehren zu Ausdruck bringt, verkörpert er jedoch alles andere als ›wahre Männlichkeit‹.

›Natürliche Töchter‹ oder ›ganze‹ Männer sind diese Kreaturen also nicht – und das zeigt sich besonders markant an der ›Schnittstelle Geschlecht‹: Einem Monstrum mögen mechanische oder animalische Sexualitäten zugebilligt werden. Diese sind dann jedoch ihrerseits monströs, das heißt, als bedrohlich und pathologisch charakterisiert. Anders gesagt: Die Kreaturen der Kreatoren stellen den Kernerzählungen entsprechend Gegenpole zum ›ganzen/richtigen‹ Menschen/Mann, den ihr Schöpfer verkörpert, vor.

Daran ändert sich auch in jüngerer Zeit nur wenig. Eher lassen sich im Zeichen der digitalen und der genetischen (Re-)Produktionstechnologien Kontinuitäten und Wiederaufnahmen benennen, in denen Abweichungen von den mustergültigen Vorlagen bestenfalls Steigerungen der Monstrosität markieren – bezeichnenderweise dort, wo es um die ›bedrohte‹ Grenze zwischen ›Künstlichkeit‹ und ›Natürlichkeit‹, zwischen ›Weiblichkeit‹ und ›Männlichkeit‹ geht. Ebenso eindeutig, wie die Überschreitung dieser Grenze(n) als Bedrohung erscheint, fällt damit die Rolle der Monster aus: Die Norm, zu der nicht zuletzt das Machtverhältnis zwischen Schöpfer und Geschöpf gehört, wird hierdurch bestätigt und nachhaltig

 

stabilisiert. Das ›unheimliche‹ genetische Upgrade von Ripley in »Alien IV«, das ihrem weiblichen Körper – ganz im Sinne der Grenzüberschreitungen, die Haraway als charakteristisch für die neuen technologische Ordnung beschreibt – männliche und animalische Qualitäten einschreibt, ist »over her dead body« vorgenommen worden. Als männlich gekennzeichnete Cyborg-Heroen wie der »Robocop« [45] oder der von Schwarzenegger verkörperte, zum Beschützer mutierte Kampfmaschine »Terminator II« mögen als ›Manns-Bilder‹ um den Erhalt gefährdeter ›Ideale‹ wie der Kernfamilie ringen, was sie zweifelsohne ›menschlich‹ erscheinen lassen soll. [46] So etwa, wenn letzterer in »Terminator II« an der Seite der guten Mutter gegen eine ›entmenschlichte‹, vom geschlechtslosen T1000 repräsentierte neue Technologie kämpft und im »Terminator III« dafür sorgen soll, dass ihr Sohn und dessen Freundin das Ende der Welt überleben, um als letztes Menschenpaar zu ›Adam und Eva der Zukunft‹ zu werden. [47] Sie besitzen aber ungeachtet ihres hypertroph mit Merkmalen von ›Männlichkeit‹ ausgestatteten Körpers keine eigene sexuelle Identität. Der doppelt konnotierte Phallus bleibt also immer in der Hand der Ingenieure: Er ist nur dort am ›richtigen Ort‹.

Gleichwohl kann sich die ›Schnittstelle Geschlecht‹ auch als Angelpunkt potentieller Devianz, also Abweichung vom Verlauf der sonst so stereotyp verlaufenden Narrationen erweisen. So etwa im verfilmten Musical »The Rocky Horror Picture Show« [48] :

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