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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMonströse Körper
 
 
 
 
 

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auf, in dem ein Fernseher ein Monster gebiert. Die Ineinssetzung von Medienapparatur mit dem weiblich-mütterlichen Körper beziehungsweise mit dem Uterus und der Vagina ist, wie die Argumentation von Doane zeigte, nichts Neues. [26] »Come to Daddy« thematisiert aber auch Momente des Niedergangs androzentrischer Subjektivität und damit die Frage nach anderen Formen von Subjektivität. Es gibt eine signifikante Stelle, die von der Bedrohung des autonomen, ›weissen Mannes‹ kündet: In einem Parkhaus wird der einzige menschlich wirkende Mann von den brutalen Spielen der Mutantenkinder zu Tode erschreckt. Er setzt sich ins Auto – in einen stahlharten Sicherheitspanzer sozusagen – und fährt mit Vollgas ab. Obwohl er wie die Kinder einen Pferdeschwanz trägt, und so tendenziell einer von ihnen werden könnte, will er sich nicht mutieren lassen, sondern zieht die Autonomie und Isolation im Auto der hybriden Hordenhaftigkeit der Kinder vor. »Come to Daddy« arbeitet mit historisch tradierten Fantasien des sowohl Monströs- als auch Utopisch-Weiblichen [27] . Die Kinder sind viel eher Mädchen als Jungen, doch kommt es nicht zu Deckungen mit dem weiblichen Körper. Körper und Geschlecht sind vielmehr durcheinander, unbestimmt, variabel und mutierend. Damit inszeniert es sowohl das Überwältigende und alles Durchdringende von Medien- und Biotechnologien als es auch zukunftsversprechende

 

Fluchtmöglichkeiten anvisiert. Als Schauplatz von Symptomen und Effekten des Spätkapitalismus bergen sie Momente der Kritik und Hoffnung, die viel mit Haraway's Cyborgkonzeption gemeinsam haben. Haraway's Cyborg-Mythologie konzipiert ja den Cyborgkörper als Effekt- oder Symptomkörper der ihn produzierenden Medien- und Biotechnologien. Der Körper ist bei Haraway, entsprechend dem Tenor von Michel Foucault, Abdruck und Effekt der diesen hervorbringenden Technologien der Macht. Die Cyborg ist, wie sie immer wieder sagt, »im Bauch des Monsters« [28] entstanden, unnatürlich, Effekt der Macht, die sich gegen ihre eigenen Konzeptionen wendet. Genau das wird hier latent suggeriert: Die Medien-Technologie produziert ihre eigenen Devianzen, d.h. unberechenbare Monster, die sich gegen sie selbst richten können. In diesen huschenden Gestalten ist ein organischer Rest verkörperlicht, der vom abgewrackten Fernseher weder aufgezeichnet noch geteilt werden kann. Und insofern ihre Rudelhaftigkeit Kontexte aufscheinen lässt, die jenseits sturer heterosexueller Normen liegen, erscheinen sie als höchst lebendige Geschöpfe der monströsen Jetztzeit, die ihre Monster gebiert.

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