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Random Access Music; Exposition of Music – Electronic Television (Paik, Nam June), 1963Exposition of Music – Electronic Television (Paik, Nam June), 1963
 
 
 

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eine Montage mit vergleichbarer Komplexität zu produzieren. Die Software stellt den Sound schon grafisch dar, sie erlaubt so direkte Interaktion mit dem Klang. Das heißt, die Trennung zwischen einer Partitur auf Papier und ihrer mühseligen Umsetzung auf Tonband fällt weg, die digitale Partitur ist zugleich das Instrument für ihre Realisation.

Einen ersten Schritt zu einer solchen interaktiven Komposition in Echtzeit macht Nam June Paik zehn Jahre nach Cage, ebenfalls noch ganz analog, mit dem guten alten Tonband unter dem Titel »Random Access«. Dazu greift er in das Gerät ein, löst den Tonkopf heraus und gibt ihn dem Zuhörer in die Hand. Erst wenn der Zuhörer aktiv wird und die aufgeklebten Tonbänder abfährt, gibt es etwas zu hören. In der ersten Version von 1963 sind die Tonbänder wie ein Stadtplan direkt auf die Wand geklebt. Statt einer fertigen Komposition schafft Paik also eine interaktive Installation, statt nur die Software des Tonbands zu bearbeiten, verändert er die Hardware des Geräts – aus dem Rezeptionsmedium wird ein neues Produktionsinstrument. In der gleichen Ausstellung wendet Paik 1963 dieses Prinzip des »Random Access«

 

auch auf Schallplatten an. Schon 30 Jahre vor der DJ-Kultur macht Paik die Vinylplatte zum Musikinstrument. Ein weiterer Beleg für Avantgarde als Antizipation des Mainstream: Der Plattenspieler als pragmatische Maschine für die korrekte Wiedergabe von Musik wird zweckentfremdet zu einer ästhetischen Maschine als kreatives Instrument und nur deshalb werden heute noch Vinyschallplatten nach dem Prinzip von Edisons Phonograph hergestellt. Der Titel dieser Ausstellung von 1963 ist viel sagend: »Exposition of Music - Electronic Television« steht für den Übergang von Paik, dem Komponisten, der für ein Musikstudium nach Deutschland kommt, zu Paik, dem Vater der Videokunst. Denn hier stellt er erstmals seine Experimente mit Fernsehgeräten vor, in denen er seine Erfahrungen mit elektronischer Musik auf das elektronische Bild überträgt. [23] Die Vorbereitungen hierzu waren (so wie bei Cages Tonband-Montage) lange und mühselig: Ein Jahr lang hat er an den gebraucht gekauften TV-Kisten herumgebastelt, um aus dem passiven Konsumgerät ein kreatives »Participation TV« zu machen.

Zu dieser Zeit gibt es noch keine Videogeräte, Paik

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