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Williams Mix (Cage, John), 1952
 
 
 

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künstlerisch wenig gemein, außer dass sie vom Maler bzw. Musiker zu Medienkünstlern werden, weil sie einer technischen und ästhetischen Entwicklungslogik folgen und deren Breitenwirkung voraussehen. Doch erst über ein halbes Jahrhundert später werden diese Avantgarde-Ideen Teil der Mainstreamkultur: »Techno verschiebt die Grenze zwischen Lärm und Musik ins unendliche Nichts der Nicht-mehr-Wahrnehmbarkeit«, schreibt der Poptheoretiker Ulf Poschardt 1995. [20]

Elektronische Medienkunst der 1950/1960er Jahre

Die Avantgarde der 1920er Jahre bleibt zunächst überraschend folgenlos, ja gerät sogar in Vergessenheit, wie sich am Beispiel Ruttmanns besonders drastisch zeigt. [21] Erst in den 1950/1960er Jahren wird zunächst in der Neuen Musik, dann auch in der bildenden Kunst daran angeknüpft. Die Möglichkeit dafür eröffnen die elektronischen audiovisuellen Medien. Während am Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem Impulse aus der bildenden Kunst in die Musik übertragen wurden, übernimmt nun zeitweise die Musik die Führungsrolle in dieser Wechselwirkung. [22]

 

Entscheidend dafür ist einerseits die radikale Infragestellung des musikalischen Werkbegriffs und andererseits der technische Vorsprung der Audiomedien. Das Tonband vereinfacht die beim Tonfilm sehr aufwändige und teure Produktion und erlaubt eine noch viel komplexere Montage. Nun können Musiker erstmals ohne großes Budget ihre eigenen Tonexperimente mit einem Speichermedium machen. John Cage entwickelt für seine erste Tonbandkomposition »Williams Mix« (1952) eine grafische Partitur. Mit der klassischen Notenschrift lässt sich solche Komplexität nicht mehr bewältigen, stattdessen braucht Cage ein Bild zur Komposition von Ton. Acht Tonbandspuren laufen parallel, jede dieser Spuren besteht aus kurzen Soundstücken, deren Abfolge und Form mit Zufallsprinzipien bestimmt wurden. Cage verwendet 600 verschiedene Geräusche als Grundmaterial, die handgezeichnete Partitur umfasst 192 Seiten. Das Schneiden und Kleben von tausenden Tonbandschnippsel war ebenfalls mühevolle Handarbeit und dauerte trotz der Mithilfe von Freunden fast ein Jahr – für nur vier Minuten Musik. Mit heutiger Digitaltechnik wäre es sehr viel einfacher,

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