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Following Piece (Acconci, Vito), 1969Corrections 1996–98 (Krastev, Rassim), 1996VB 50 (Beecroft, Vanessa), 2002
 
 
 

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inszeniert wurde. Der reale Eingriff in die Privatsphäre einer Unbekannten ging sehr viel weiter als eine konzeptuelle Aktion wie Vito Acconcis »Following Piece« (1969). Sie rührte an reale oder imaginierte traumatische Erfahrungen und hinterlässt noch heute einen beklemmend realistischen Eindruck. Diesem dialogischen Zwangsverhältnis zwischen Realität und medialer Aufzeichnung voyeuristisch zuzusehen, wird mit der Dauer immer unerträglicher.

Was Rassim Krastev in ironischer Replik auf den Körperkult des Westens als Aktion eines östlichen Künstlers wiederholt und in »Corrections 1996–98« auf Video dokumentiert, gehorcht der Logik des Warenwerts und Bildwerts. Auch das Material des Künstlers, die Intervention in den eigenen Körper, bleibt letztendlich die Produktion eines Images zur Kapitalisierung auf dem Kunstmarkt. Auf ähnliche Weise beruhen die Performances von Vanessa Beecroft, siehe eine der letzten von der Biennale São Paulo, »VB 50« (2002), mit nackten, stilisierten Frauenkörpern als Tableaus auf den ›Images‹ der Werbung und den utopischen Visionen zum Klonen von Körpern. Der Akt des Ausstellens und der Akt des voyeuristischen Zuschauens wird jedoch durch die Ereignislosigkeit bei

 

zunehmendem Verlauf der Performance immer nebensächlicher. Die Grenze zwischen Nackten und Bekleideten, zwischen Performern und Zuschauern wird undeutlich. Was bleibt, ist eine Situation nicht unähnlich dem Hintergrundrauschen des Fernsehens. Gelegentlich schauen wir hin, um zu überprüfen, ob das Programm inzwischen gewechselt hat. Dann wenden wir uns wieder anderen alltäglichen Beschäftigungen zu. In einer Ausstellungssituation ist es das unterbrochene Gespräch, das wir wieder aufnehmen. Interessanterweise wiederholt Vanessa Beecroft die Performances an einem anderen Tag ausschließlich für die elektronische Dokumentation, als wäre das Publikum nicht Teil der Performance, sondern nur in Kauf genommener Rahmen einer Performance. Vanessa Beecroft arbeitet zwar mit realen Körpern, aber meint am Ende wieder nur die Körperbilder. Fotografien – ›Stills‹ – sind daher das logische Verwertungsmedium ihrer Performances.[63] Die Aussetzung des eigenen Körpers wird hier nur noch den anderen als Lohnarbeit zugemutet. Über die Wahrheit des Körpers, was immer das sei, erfahren wir zumindest, dass er wieder zum Bild geronnen ist, auch wenn es ›live‹ ist.

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