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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper II
 
Pathologien medialer Konstitutionstypen (Käch, Markus), 1994The Dystopia Series; Maria (Aziz, Anthony; Cucher, Sammy), 1994Hautnah (D\'Urbano, Alba), 1994
 
Thank you Tighmaster (van Lamsweerde, Inez), 1993Final Fantasy (van Lamsweerde, Inez), 1993The Forest (van Lamsweerde, Inez), 1995
 

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Vorstellungen und Visionen zukünftiger Körper Gestalt zu verleihen.

So etwa, wenn Markus Käch in seinen »Pathologien medialer Konstitutionstypen« (1994) die gesamte Palette von Optionen, die zeitgenössische Graphikwerkzeuge bieten, augenzwinkernd in einen Bilderaltlas körperlicher Defekte projiziert [24] oder wenn das Künstlerpaar Aziz & Cucher in seinen computermanipulierten Porträts aus der »Dystopia Series« (1994) mit Augen, Nasen und Mund eben jene Partien auslöscht, durch die Gesichtszüge ihre Identität erhalten und über die der Mensch mit seiner Umwelt kommuniziert. Auch ihre Allegorien auf die Tugenden »Faith, Honor, and Beauty« (1992) scheinen als moderne Verkörperungen dieser Ideale einen hohen Preis gezahlt zu haben: Ihren wohl modulierten Leibern fehlt, wie Schaufensterpuppen, das Geschlecht. In Alba d’Urbanos Projekt »Hautnah« (1994ff) wiederum lässt sich via Computersimulation das Bild eines Wunschkörpers entwerfen. Auf der Basis der realen Körpermasse, die man dem Rechner anschließend eingeben muss, fertigt dieser dann Schnittmuster an, nach denen sich T-Shirts, Anzüge, Blusen und Röcke

 

herstellen lassen. Wer den fertigen Zuschnitt ausdruckt und zusammennäht, kann ihn wie eine zweite Haut über der ersten tragen. [25]

Die Figuren von Inez van Lamsweerdes Serie »Thank You Thighmaster« (1993), mit der die professionelle Modefotografin im Kunstbetrieb Bekanntheit erlangte, wurden ebenfalls mittels digitaler Bildbearbeitungsverfahren aus den Körpern von Models und Schaufensterpuppen ›geklont‹. Wenn ihren bereits aufgrund der künstlich wirkenden Glätte und Perfektion ihrer Gliedermaßen, wie auch durch die Glättung der primären Geschlechtsmerkmale etwas Unheimliches anhaftet, so gilt das um so mehr für die ProtagonistInnen der im Anschluss entstandenen Serien: Für »Final Fantasy« (1993) kombinierte Lamsweerde kindliche Körper mit den Gesichtszügen erwachsener Modelle; für »The Forest« (1995) versah sie männliche Oberkörper mit weiblichen Extremitäten. Gegenüber den glatten Puppen-Körpern, die in »Thank You Tighmaster« begegnen, verstärkt sich die Irritation hier insofern, als es nicht medial propagierte, gesellschaftlich sanktionierte Körperideale sind, sondern Imaginationen der verführerischen Kindfrau

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