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Oval Process Public Beta (Popp, Markus), 2000Williams Mix (Cage, John), 1952
 
 
 

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künstlerischem und technischem Teamwork. Ohne eine klassische Rollenaufteilung zwischen Bild und Ton oder zwischen Werk und Ausführung mischen sich in diesen Teams die Kompetenzen. Sie schaffen dabei eine Arbeit, deren wechselndes Format sich dem je verschiedenen institutionellen und ökonomischen Kontext von Musik und Kunst adaptiert. Die technischen und künstlerischen Innovationen bedingen sich dabei wechselseitig. Zwei weitere Beispiele zeigen, wie weit die Grenzen vorhandener Techniken und Formate dabei überschritten werden.

Als Mitglied der Gruppe Oval hat Markus Popp Mitte der 1990er Jahre elektronische Musik produziert zu der seine Kollegen Visuals beisteuerten. Mittlerweile besteht Oval nur noch aus Popp (siehe den Text »Meine Musik ist ein Modell für Musik« von Markus Popp). Mit »Ovalprocess« stellt er ab 2000 einen Typ von künstlerischer Produktion vor, der zwischen allen Genres steht: »Ovalprocess« ist eine Software, eine darauf basierende interaktive Installation und eine unter dem gleichen Titel erfolgreich verkaufte Musik-CD. Es wäre jedoch falsch, dies nur als clevere dreifache Vermarktungsstrategie zu verstehen. Popp

 

erklärt, dass er sich mit der Veröffentlichung dieser Autorenumgebung eigentlich selbst überflüssig machen will, da nun jeder selbst mittels der Software seine eigene, »userzentrierte« Musik machen kann. Trotzdem ist die »Ovalprocess«-Software aber kein neues Tool, sondern nur ein Demo seiner eigenen Arbeitsweise, die sich gerade der allzu einfachen, in den Musiktools vorgefertigten Ästhetik verweigert und auf langwierige digitale Handarbeit setzt. [30] In mancher Hinsicht erinnert dies an John Cage mühevolle manuelle Herstellung der Tonbandmontage von »Williams Mix« ein halbes Jahrhundert zuvor und ebenso an das Ideal einer Musik ohne Musiker, die sich aus der Anwendung von Zufallsprogrammen sozusagen selbst generiert. Popps Software »Ovalprocess« bildet also eine Analogie zu den grafischen Partituren und ebenso wie Cage wird er auf diesem Umweg zum Künstler der in Ausstellungen und Museen gezeigt wird. Doch Popps Intention bleibt strikt musikalisch: Dem zum User gewordenen Hörer sollen die Produktionsbedingungen von elektronischer Musik und der entscheidende Einfluss, den Programme auf den ästhetischen Output haben, offen gelegt werden.

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