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In Death’s Dream Kingdom (Marino, Iván), 2003
 
 
 

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Künstlers sei ja nicht, andere Künstler, sondern die Kunst selbst zu übertreffen. Für Bachtin steht diese Krise in Beziehung zur Ablehnung des Kulturdeterminismus. Derart ließe sich eine Brücke von seinem Denken zur Idee der ›Kunst jenseits der Kunst‹ schlagen. Der Autor wird als ein dem Kunstwerk inhärenter Teil betrachtet, der sich im Rezeptionsprozess des Publikums widerspiegelt. Ausgehend vom Werkgeschehen, müsse er folglich vor allem als dessen Mitwirkender betrachtet werden.

In seinen Schriften von 1970—1971 setzt sich Bachtin expliziter mit der Idee vom aktiven Rezipienten auseinander, der am Werkgeschehen Anteil hat. Nach Bachtin könne man den Prozess des Lesens und Erfassens eines Werkes nicht als einfache Übersetzung der Sprache eines anderen in die eigene verstehen, da das Verstehen des Lesers in dessen Fähigkeit bestehe, das Werk zu vervollständigen. Es sei somit eine aktive und kreative Tätigkeit, bei der sich der verstehende Rezipient dem Werk annähere, und zwar ausgehend von seinem eigenen Standpunkt mit seiner eigenen Weltsicht und seinen persönlichen Einstellungen. Der Akt des Lesens werde somit zu einem Akt ›kreativer

 

Mitwirkung‹. Einmal mehr überrascht Bachtin durch die Vorwegnahme späterer Theorien: Er sieht den Rezipienten nicht nur als Mitwirkenden am kreativen Akt, er bewertet den Vorgang selbst als ›Interaktion‹. Kunst eröffne sich dem Rezipienten mittels eines interaktiven Prozesses, der im kokreativen Prozess der Werkrezeption Gestalt gewinnt. Diese Merkmale werden ersichtlich in dem auf Streamingvideo basierenden Online-Werk »In death’s dream kingdom« von Iván Marino. Der Autor schafft einen audiovisuellen Hypertext, der sich durch eine komplexe Handlung videographischer Fragmente herausbildet. Das Werk stellt eine inhaltlich in den Videos angegangene Dichotomie zwischen der Erzählkonstruktion seitens der User und der Dekonstruktion von Sprache und Wahrnehmung her. Der Versuch, das Chaos zu ordnen, schafft keine neue Erzählung, sondern eine Art Navigationsunfälle, die es dem Benutzer ermöglichen, neue Formen der Inhalte miteinander zu verbinden. So strukturiert Marino die audiovisuelle Information auf verschiedenen Ebenen und macht durch das Interface alle im Network aktiven User sichtbar. Die meisten Theorien, die sich mit den Begriffen Autor und

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