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Radúz Çinçera »Kinoautomat«
Radúz Çinçera, »Kinoautomat« One Man and his Jury, 1967
© Radúz Çinçera
 


 
 

Kategorien: Film

Schlagworte: Interaktion | Cinema | Ausstellung

Siehe auch:

Oliver Hirschbiegel »Mörderische Entscheidung«| Lynn Hershman »Lorna«


Montreal | Kanada | 4' | 35mm-Film, s/w, Ton, interaktiver Film mit Live-Performance auf der Bühne | Konzept: Josev Svoboda, Jaroslav Fric, Bohumil Mika | Regie: Vladimír Tosek | Kamera: Jan Eisner | 7mm-Film überspielt auf DVD
 

 Radúz Çinçera
»Kinoautomat: One Man and his Jury«

Radúz Çinçera stellte bei der Expo 1967 in Montréal den »Kinoautomat«, den er zusammen mit den Regisseuren Jan Rohac und Vladimir Svitacek, Josef Svoboda als Scenographer und Jaroslav Fric und Bohumil Mika entwickelt hatte, erstmals einer größeren Öffentlichkeit vor. Es handelte sich um das erste interaktive Kino der Welt. In den Sitzen der Zuschauer befanden sich jeweils zwei Knöpfe, welche für die Abstimmung nötig waren. Die Zuschauer waren konfrontiert mit einem Film, welcher immer wieder angehalten wurde. Dann erschienen zwei Hauptschauspieler des projizierten Films auf der Bühne und fragten das Publikum, wie die Szenen fortgeführt werden sollten. Die Zuschauer stimmten ab und dann wurde die adäquate Filmversion gespielt, je nach Ergebnis der Abstimmung. Der Film »One Man and his Jury« erzählte eine Geschichte aus »einem ganz normalen Haus«, wo es sehr turbulente Verwicklungen zwischen den Hausbewohnern gab. In einer der Szenen passierte einer jungen Bewohnerin des Hauses, dass ihre Haustür zuschlägt nach dem sie nachschaut wer bei ihr geklingelt hat. Da sie gerade aus dem Bad kommt ist sie nur mit einem Handtuch umhült. In ihrer Panik klingelt sie bei dem Nachbar und bittet um Hilfe. Da wird der Film angehalten und die Zuschauer werden gefragt ob der Nachbar sie in seine Wohnung einlassen soll. Die Zuschauer haben praktisch immer in der Mehrheit für ein Ja gestimmt. Nur einmal bei der Expo stimmten die Zuschauer mit einem Nein. Es handelte sich um eine grössere Gruppe von Nonnen.
»Die Struktur war jedoch keine baumartige Verzweigung, die die Wahlmöglichkeit mit jeder Gabelung verdoppelt, im Gegenteil blieb immer nur eine Wahl zwischen zwei Wegen. Sie erreichten das, indem sie die Geschichte so geschickt aufbauten, dass jede Wahl immer zu dem gleichen Ende führte. Die Wahl wurde so ausgeführt, dass der Vorführer immer die Linse von einem der beiden synchronisierten Projektoren abdeckte. Die Kunst lag somit nicht wirklich in der Interaktion, sondern in der Illusion von Interaction. Raduz Cincera realisierte eine Satire auf die Demokratie, wenn es egal ist, ob man eine Wahl trifft oder nicht.« (Zitat aus: Michael Naimark, Interactive Art - Maybe It's a Bad Idea, 1997)

 

Rudolf Frieling